Ein Stück Holland mitten in Potsdam - Das Holländische Viertel
Wer durch Potsdam bummelt, stößt früher oder später auf ein Viertel, das so gar nicht nach Preußen aussieht: rot leuchtende Backsteinfassaden, weiße Fensterrahmen, klare Giebel - und eine fast schon holländische Gelassenheit. Das Holländische Viertel ist eines der charmantesten und bekanntesten Quartiere der Stadt. Zwischen Nauener Tor und Bassinplatz in der nördlichen Potsdamer Innenstadt gelegen, verströmt es bis heute den Geist seiner Erbauer aus dem 18. Jahrhundert.
Wie das Holländische Viertel entstand
Friedrich Wilhelm I., der "Soldatenkönig", wollte Potsdam nicht nur als Garnisons-, sondern auch als Handwerkerstadt ausbauen. 1734 holte er deshalb holländische Baumeister und Handwerker in seine Residenz. Die Niederländer galten als Experten im Bauen auf feuchtem Boden - ein Talent, das in der wasserreichen Havelstadt dringend gebraucht wurde. Der Amsterdamer Architekt Jan Bouman entwarf vier Karrees mit rund 150 Häusern, die zwischen 1734 und 1742 entstanden.
Das einheitliche Bild aus roten Ziegeln, weißen Fensterrahmen, schlichten Giebeln und Kopfsteinpflasterstraßen wirkt fast wie aus einem niederländischen Bilderbuch. Anders als in vielen historischen Vierteln sind die Häuser nicht nur Kulisse - sie werden bis heute bewohnt und genutzt. Kleine Läden, Ateliers und Cafés beleben die Erdgeschosse, während in den oberen Etagen Menschen wohnen, die sich an der besonderen Atmosphäre erfreuen.
Nach Zeiten des Glanzes und des Verfalls - besonders in der DDR, als viele Gebäude verfielen - begann in den 1990er-Jahren eine umfassende Sanierung. Heute ist das Viertel nicht nur Touristenmagnet, sondern auch ein beliebter Wohnort.
Veranstaltungen mit holländischem Flair
Drei Feste im Holländischen Viertel locken jedes Jahr Besucher in Scharen an:
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Tulpenfest im Frühling: Straßen und Höfe verwandeln sich in ein Blütenmeer aus zehntausenden Tulpen, begleitet von Musik und niederländischen Spezialitäten.
Nächster Termin: 18. und 19.04.2026 -
Töpfermarkt im August / September: Keramiker aus ganz Deutschland präsentieren und verkaufen ihre handgefertigten Stücke, von Geschirr bis zu Skulpturen - ein Paradies für Kunsthandwerksliebhaber.
Nächster Termin: Noch keine Informationen! -
Weihnachtsmarkt: Mit Poffertjes, Käse, Kunsthandwerk und Glühwein aus Holland.
Nächster Termin: 13. und 14.12.2025
Sehenswürdigkeiten in und um das Holländische Viertel
Das Jan-Bouman-Haus in der Mittelstraße 8 ist eine der zentralen Attraktionen des Viertels. Das Museum widmet sich dem Leben und Werk des niederländischen Baumeisters, der das architektonische Gesicht Potsdams maßgeblich prägte. Die Ausstellung informiert über die Entstehungsgeschichte des Viertels und zeigt, wie die ursprünglichen Bewohner lebten. Der Eintritt ist frei, und Besucher erhalten hier einen fundierten Einblick in die Baugeschichte dieses einzigartigen Quartiers.
Adresse: Mittelstr. 8, 14467 Potsdam Telefon: 0331/ 28 03 773
Öffnungszeiten: Mo - Fr 13:00 Uhr - 18:00 Uhr / Wochenende und Feiertage 11:00 Uhr - 18:00 Uhr
Das historische Nauener Tor markiert den nördlichen Zugang zur Potsdamer Innenstadt und bildet gleichzeitig den südlichen Abschluss des Holländischen Viertels. Das 1755 errichtete Stadttor im neugotischen Stil war eines der ersten Bauwerke dieser Art in Deutschland und gilt als architektonische Besonderheit. Von hier aus eröffnet sich der Blick auf die charakteristische Backsteinarchitektur des Viertels.
Adresse: Friedrich-Ebert-Str. 14469 Potsdam
In der nahegelegenen Brandenburger Straße erstreckt sich der Boulevard des Films, eine Hommage an Potsdams Rolle als Medienstadt. Sterne im Boden ehren bedeutende Persönlichkeiten der deutschen Filmgeschichte, und Informationstafeln erzählen von der bewegten Geschichte der Babelsberger Filmstudios. Obwohl nicht direkt im Holländischen Viertel gelegen, ist der Boulevard zu Fuß in wenigen Minuten erreichbar und ergänzt einen Rundgang durch das historische Quartier.
Ebenfalls lohnenswert ist ein Abstecher zur Peter-und-Paul-Kirche im Zentrum des Viertels am Bassinplatz. Die katholische Pfarrkirche beeindruckt mit ihrer neoromanischen Architektur und den markanten Doppeltürmen, die schon von weitem sichtbar sind.
Adresse: Am Bassin 7, 14467 Potsdam Telefon: 0331/ 23 07 990
Führungen: Am letzten Samstag im Monat um 12:00 Uhr
Geschäfte und Gastronomie im Holländischen Viertel
Heute pulsiert in den historischen Mauern modernes Leben. Kleine Boutiquen, Kunstgewerbeläden und Galerien haben sich in den Erdgeschossen eingerichtet. Besonders reizvoll ist die Mischung aus traditionellem Handwerk und zeitgenössischem Design. In der Mittelstraße finden sich neben Töpfereien und Schmuckwerkstätten auch moderne Concept Stores.
Die gastronomische Landschaft reicht von gemütlichen Cafés bis hin zu gehobenen Restaurants. Viele Lokale haben sich in den charakteristischen Backsteinhäusern etabliert und bieten sowohl traditionelle als auch moderne Küche. Besonders zur warmen Jahreszeit laden die kleinen Innenhöfe und Terrassen zum Verweilen ein. Die historische Atmosphäre macht jeden Besuch zu einem besonderen Erlebnis.
Einige Restaurants im Holländischen Viertel:
- Restaurant Zum Fliegenden Holländer in Potsdam
- Restaurant Maison Charlotte in Potsdam
- Restaurant Der Butt in Potsdam - unweit des Holländischen Viertel
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Bekannte Persönlichkeiten im Holländischen Viertel
Das Holländische Viertel war über die Jahrhunderte hinweg Wohnort prominenter Persönlichkeiten der deutschen Literatur- und Kulturgeschichte. Heinrich Heine, einer der bedeutendsten deutschen Dichter, lebte zeitweise in den charakteristischen Backsteinhäusern. Auch Theodor Storm, der große Vertreter des poetischen Realismus, fand hier seine Bleibe, ebenso wie Heinrich von Kleist, dessen dramatische Werke die deutsche Literatur prägten.
Eine kuriose Verbindung zum Viertel hat Wilhelm Vogt, der als "Hauptmann von Köpenick" zu trauriger Berühmtheit gelangte. Der arbeitslose Schuster erwarb seine Hauptmannsuniform in einem Geschäft im Holländischen Viertel, bevor er mit dieser seinen legendären Coup in Köpenick durchführte. Diese Anekdote zeigt, wie das Viertel schon damals ein lebendiger Handelsplatz war, der weit über Potsdam hinaus Bedeutung hatte.
Praktische Hinweise für Besucher
Das Holländische Viertel erreicht man bequem zu Fuß vom Potsdamer Hauptbahnhof in etwa zehn Minuten. Die Straßenbahnlinie 93 hält direkt am Nauener Tor. Wer mit dem Auto anreist, findet Parkplätze in der nahegelegenen Dortustraße oder am Platz der Einheit. Ein Rundgang durch das Viertel dauert etwa eine Stunde, lässt sich aber durch die vielen Geschäfte und Cafés beliebig ausdehnen.
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